Foto-Projekte
Von der Idee bis zum Endprodukt hatten die Seminarteilnehmer ein Semester lang Zeit. Am 15 Januar 2010 trafen die Studenten und Frau Dr.Diekmann ein letztes Mal im Rahmen des Seminars zusammen, und präsentierten ihre Ergebnisse.
Dabei stellte sich heraus, dass ausnahmslos alle Studenten ein kreatives Händchen bewiesen und geniale Fotoprojekte entwickelt hatten. Ohne Zweifel waren diese mit viel Aufwand, Mühe und Elan verbunden.
Im Folgenden stellen die Seminarteilnehmer ihre fertiggestellten Arbeiten vor.
Von Lydia Salnik-Klimke
Das Thema von Absenz, der Abwesenheit von bestimmten Dingen oder Menschen, ist in meinem Fotoprojekt „Verlassene Orte-Orte meiner Erinnerung“ vorherrschend. Es wurden für diese Arbeit unterschiedlichste, komplett leerstehende Orte in Ost-Berlin ausgewählt, die für meine Kindheit prägend waren, weil ich dort einen großen Teil meiner Zeit verlebte und mich viele Erinnerungen mit ihrer Existenz verbinden.
Bei diesem Gebäuden und Plätzen handelt es sich um mein einstiges Wohnhaus mit der davorstehenden Tram-Haltestelle der Linie 21, meine ehemalige Schule, der Schwimmhalle Pankow, der Karl-Marx-Buchhandlung und dem Fachgeschäft für Aquaristik-und Zoobedarf „ Zierfische Berlin“.
Um dem Rezipienten dieser kleinen Ausstellung einen Eindruck von der einstigen Belebtheit dieser Orte zu vermitteln, wurden jeweils zwei Aufnahmen gegenübergestellt.
Archivierte Fotografien aus den späten 1980er und frühen 1990er Jahren zeigen all diese Pätze in ihrer einstigen Funktion. Diesen Aufnahmen wurde jeweils ein aktuelles Foto (in möglichst gleicher Perspetkive des gewählten Motivs) gegenüberstellt, welche den kompletten Leerstand dieser Gebäude oder Plätze veranschaulichen.
von Christian Geib
Einige Personen oder Objekte gelingt es, dass der Film- oder die Fotokamera sie auf eine Art inszeniert, dass wir das Produkt „Bild“ einem eindeutigen Kontext zuordnen können. .„Memoretto“ versucht spielerisch der Frage nach zu gehen, ob die teilnehmenden Spieler die Körpermuster erkennen, wenn nur der Körperumriss, ohne die Details des Hintergrundes, präsentiert wird. Die zuvor ausgelassenen Details des Originals werden um einen Text ergänzt, der die unterschiedliche Herkunft der Bilder, umgeht. In dem das Internet die Quelle des Textes darstellt, gelingt es „Memoretto“ eine gemeinsame Basis zu schaffen.
"Unsere Zukunft - Unsere Kinder. Miniaturwelten."
von Svetlana Matyskina
Ausgehend von der Idee von Joan Fontcuberta und seiner Austellung "Landschaften ohne Errinerung" sollte die Schönheit der Natur reproduziert und gleichzeitig den
maximal möglichen Grad an Realismus erreicht werden. Es sollen die Landschaften sein, an die man sich nur im gewissen Grade erinnern kann, Orte und Objekte, die tatsächlich in der Realität
unter bestimmten Voraussetzungen existieren. Es geht hier um die Spiegelbilder auf der Wasseroberfläche. Das Problem ist, dass man diese Bilder, ohne Zweifel sieht, aber nicht immer
bewusst wahrnimmt, dass sie nur ein Spiel der Natur und unserer Sehkraft sind. Ein Spiegelbild entsteht auf einer reflektierenden Fläche – glatt genug, dass reflektiertes Licht nach dem
Reflexionsgesetz seine Parallelität behält und somit sich ein Abbild ergeben kann. Nur diejenigen Strahlen, die ins Auge treffen werden von diesem auch wahrgenommen. Der Spiegel erzeugt Bilder von vor ihm stehenden Gegenständen. Das Spiegelbild ist ein virtuelles Bild. Das Besondere an diesen Fotos sind die
zweidimensionale Aspekte, die sich in einem Bild treffen. Einmal ist es das Wasserspiegelbild, was etwas unreales und eine Illusion bedeuten soll und zweitens - die Begrenzung zwischen dieser
Welt und die ganz realen Welt, also ein bewusstes Herausschneiden aus dem Raum. Die Begrenzung zwischen diese zwei Räumen soll bewusst als Teil eines Zusammenhangs zwischen diese
zwei Dimensionen eintreten und ein Kontrast zwischen „flüchtigem“ Wasserspiegelbild und dem „festen“ Boden hervorheben. Um diesen Kontrast deutlich zu machen arbeite ich mit dem farbigen
Bild. Farbe ist unabhängig sowohl als von der tastbaren, als auch von der unantastbaren Form. Sie ist Teil des Lichtes und ist wechselnd wie das Licht.
transparencies.
von Elena Ziegler
Bei dem Projekt „Transparencies“ werden Alltags- und Gebrauchsgegenstände zum Beweismaterial. Wie der Titel bereits andeutet, verraten die auf Dias festgehaltenen Objekte eine Spur - lassen die Identität einer bestimmten Person durchscheinen.
Unterstützt wird das Motiv des Tatorts durch die unterschiedliche Kennzeichnung der Gegenstände.
Die beabsichtigt schlichte und sterile Darstellungsart richtet den Fokus allein auf die Objekte– alles Andere liegt in der Vorstellungskraft des Betrachters.
Sortieren – Kategorisieren – Anordnen! Wie sich die Spur verfestigen oder präzisieren lässt liegt ebenfalls in seiner Hand.
Die offenen Projektbeschaffenheiten sollen den Impuls geben, die eigenen Denkstrukturen durch individuelle Anordnungen der Dias nach außen auf die Installationsfläche zu kehren. Der Ort, an dem diese Interaktion stattfindet, wird somit selbst zu einer Art Tatort und offenbart mit jeder Lösung einer Zusammenstellung, nach welchen unterschiedlichen Mustern sich das Profil eines Menschen erstellen lässt.
LET`S PLAY SCRABBLE
von Katharina Retzlaff
Heute befinden sich Personen in einem ständigen Schönheitswettbewerb zu den physisch perfekten Körpern der omnipräsenten Werbefotografie, die das Empfinden dem eigenen Körper gegenüber verändern. Ausgehend von dieser Basis und in Anlehnung an die Ausstellung „Körpermuster“ entstand mein Projekt „körper.sprache“, das sich sowohl der Thematik der doktrinierten Posen als auch der Darstellung von Identität widmet. Mit Aktporträts von zehn mir nahe stehenden Menschen wollte ich diese aus dem sexuell konnotierten, rollen- und posenbelasteten Kontext herauslösen und sie vor der Kamera etwas erzählen lassen. Mit nichts anderem als ihren Körpern, auf denen sich in Worte gefasste Identitätsfragmente in Form von Gedanken, Gefühlen oder Fragen tummeln. Was sich hinter den ambivalenten Worten verbirgt, bleibt der Interpretation des Betrachters überlassen. Es sind visuelle Momentgeschichten, eingefangen auf 6 Megapixeln... mit dem Wunsch der Rückkehr von einer Diktatur der körperlichen Perfektion zurück zur Faszination für die gegebene Schönheit ihrer Träger. Samt ihren Geschichten.
Das Projekt Altäre der Erinnerung setzt sich mit dem Verhältnis von Erinnerung und Fotografie auseinander.
Die Frage nach den Leistungsmöglichkeiten der Fotografie als Ersatzgedächtnis und als eigentlicher Ort unserer Erinnerungen, stellt die gedankliche Grundlage unserer Arbeit dar. Das
verwendete Bildmaterial – private Familien- und Urlaubsaufnahmen, mit dem wir unsere Altäre ausgestattet haben, sammelten wir auf Trödelmärkten in Frankfurt Oder und Berlin. Die Altäre
der Erinnerung wurden nach ihrer Fertigstellung im Stadtraum Frankfurt Oder installiert, um einen öffentlichen
Erinnerungsort zu schaffen.
Mein Altarkorpus ist ein alter Kaugummiautomat, deren frühere Funktion, Süßigkeiten nach dem Münzeinwurf bereitzustellen, verfremdet wurde. Die neu entstandene Fotomaschine ermöglicht dem Benutzer, durch das Kurbeln der Räder, fremde Erinnerungen im öffentlichen Raum zu konsumieren, die wiederum ein Amplifizieren und Anreichern der eigenen Erinnerungen in Gang setzt.
Cathleen Bär
Mein "Altar" besteht aus einem alten Reisekoffer, der zeitlich, genau wie die darin ausgestellten Fotos, aus
der Zeit der 40er-60er Jahre stammt. Zu dieser Zeit war die analoge Fotografie ein Medium, dass für jeden zugänglich wurde und bei dem trotzdem, im Gegensatz zur heutigen
Digitalfotografie, das Foto noch sorgfältig gewählt wurde. Der Schritt in ein neues Zeitalter der Fotografie war hier jedoch schon getan, denn je geringer der technische Aufwand zur
Fotografie wurde, umso mehr entwickelte sich die Reisefotografie zu einem Medium der breiten Massen. Zusammen mit dem Aufkommen des Massentourismus wurde die verbildlichte Erinnerung an
Urlaube oder Feste für viele Menschen zu einem Hauptmotiv der Auseinandersetzung mit der Fotografie. Die Wahl eines Koffers als Altar, der neben Fotografien auch allerlei kleine Gegenstände
enthält, die man auf Reisen entweder mit sich führt oder sammelt, wie z.B. ein kleines Reisenähset, eine Fahrkarte oder ein paar Briefmarken, habe ich getroffen, um in dem Betrachter eine
verstärkte Erinnerung an das eigene Erlebte zu wecken. Erinnerungen sollen mit allen Sinnen erlebbar sein, so enthält der Koffer Fotos, Gegenstände zum Anfassen und den Geruch eines
Parfüms.
Jana Slaby
Ein alter Koffer dient als Ausstellungsort, als Verbindungsstück in eine "andere Welt". Ein auf dem Flohmarkt verschüttetes Fotoalbum wird wiederentdeckt. Darin die schwarz-weiß Bilder einer Frau. Die Abwesenheit des Anwesenden, das Unheimliche, Geisterhafte sind stets spürbar auf diesen Fotos. Sie erzählen mir eine verlorene Geschichte, die Geschichte dieser Frau. Eine Art inszenierte Geisterbeschwörung ist Thema dieses Altares der Erinnerung.
Barbara Pilsberger
„Posen auf Abruf"
von Monika und Nadine Bednorz
Wer kennt sie nicht, posende Touristen, welche die Sehenswürdigkeiten einer jeder Stadt überfluten und ein Foto
nach dem nächsten von sich schießen. Genau diesen Touristen sind die fünf entstanden Kurzgeschichten, in Form von Daumenkinos,
gewidmet.
Schaubühne hierfür sind das Brandenburger Tor sowie das Holocaust Denkmal, welche viele Touristen tagtäglich in die Rolle eines Darstellers vor der eigenen Kamera werden lässt. Das „Posen auf Abruf“, eine übertriebene Form der Selbstinszenierung und – darstellung, sind die wesentlichen Inhalte, welche die Arbeiten auszeichnen. Unsere Intention war es jedoch nicht, die Protagonisten bloßzustellen, vielmehr ging es uns darum, auf charmante Art die Alltäglichkeit des Posens vor Augen zu führen- und vielleicht sogar bei dem einen oder anderen Betrachter einen Wiedererkennungswert hervorzurufen.
Muster.Haus.Halt
von Titus Andreas Laser
Ist der Eine der Andere? Sind wir alle gleiche? Ist Derselbe mein Spiegelbild, eine innere Projektion oder mein sich mir angleichendes Alltagsgegenüber? Wer folgt hier welchen Mustern und welches Muster, Haus, welcher Halt ist gemeint? Und wieder: Alle anders alle gleich?
"Phan Thi Kim Phuc"
von Elisabeth Pallentin und Constanze Tonn
Das Fotoprojekt „Phan Thi Kim Phuc“ gründet auf zwei miteinander intermedial operierenden Elementen, zum einen auf einer Bilderserie und zum anderen auf einer Dia-Show. Beide behandeln die Ikonografie einer von Nick Ut im Jahre 1972 aufgenommenen Fotografie. Indem es seinen bisherigen Erscheinungskontexten entrissen wurde, soll daran erinnert werden, dass durch die mediale Bilderflut der Wert einer Kriegsfotografie verlorengehen kann. Die auffälligen Farben des CMYK-Farbmodells sollen symbolisch wieder auf die entschwundene Bedeutsamkeit und Abgestumpftheit gegenüber ikonischen Bildern aufmerksam machen und das Bewusstsein zu diesem Problem schärfen.
von Laura Schulz
Schon seit langer Zeit beschäftige ich mich mit dieser Form der Straßenkunst und sammle Fotografien von jenen Stencils. Meine Sammlung umfasst inzwischen Fotografien aus Berlin, Paris, London, Barcelona, Mailand, Rom oder Stockholm. Diese Abbildungen wollte ich in meinem Projekt genauer betrachten und in Kategorien einordnen, um die gesellschaftskritische Ebene hervorzubringen und um das Gestaltungsprinzip der Reihung zu untersuchen.
Diese Gestaltungsform erschien für mich besonders interessant, weil es zahlreiche Möglichkeiten bietet, Dinge neu zu gestalten. Der Betrachter soll seine eigenen Zusammenhänge und Assoziationen innerhalb der Reihen entdecken und individuell Verknüpfungen im Hinblick auf Form, Farbe oder Muster herstellen.
Jede Reihe beginnt mit einer Miniaturcollage von Ausschnitten der Fotografien. Durch die Wirkung der Ausschnitthaftigkeit wird das eigentliche Gesamtbild verfälscht und es entsteht eine neue Wirkung auf den Betrachter. Die Ausschnitte sollen die Gefahr des Missbrauchs von veröffentlichtem fotografischen Material verdeutlichen und auf Verfälschung von Originalen hindeuten.
Mit meiner Arbeit wollte ich zeigen, dass auch scheinbar nicht zusammenhängende Einzelteile, eine Verbindung aufweisen können. Die Schablonenkunst ist keine offensichtliche Kunstform und viele Menschen übersehen diese Kunstwerke häufig im Stress der Großstadt. Auf den ersten Blick erscheinen Stencils einfache Bilder zu sein, die an die Wand gesprüht wurden, bei intensiverer Beschäftigung allerdings, wird deutlich, dass diese Kunst eine Form des politischen, gesellschaftshinterfragenden Statements ist.
Beauty
Lebenszeichen
von Esther Reime
Die Ästhetik der Alltagsbanalität und der darin liegenden Schönheit des Lebens und deren Spuren. Der Alltag ist schön, weil er nicht aufgeräumt und steril ist, sondern manchmal mehr, manchmal weniger symbolische Spuren des Lebens hinterlässt. Diese Zeichen transportieren eine Originalität, die nur durch eine unbewusste, weil gewohnte, Handlung erzeugt werden kann.
Mit Bildern von Situationen in einer Mädchen-Studenten-
Die These wird durch viele kleinere Mittel und Fakten innerhalb der Arbeit unterstützt, aber bleiben wahrscheinlich vom Betrachter meist unbemerkt, genauso wie es im realen Leben oft nicht bemerkt wird, dass und wodurch der Alltag schön, lebendig und vertraut ist.