Ausstellungen "Bilder auf Abruf" 2009

Veröffentlicht auf von ViaPhoto

MANNHEIM
Körpermuster
Die Ausstellung lenkt den Blick auf die Vorbilder des Körpers, die uns in fotografischen Bildwelten begegnen und macht deutlich, wie im Gegenzug unser Körper und seine alltägliche Inszenierung von diesen Bildern geprägt werden. Sie untersucht jene Bilder, die unsere Selbstentwürfe bewusst oder unbewusst steuern und unseren Blick auf den anderen orientieren. Der Körper ist geprägt von bestimmten Bildmustern, die uns die Unterhaltungs-, Mode- und Kosmetikindustrie oder auch die Kunstgeschichte liefern und die sich in das Bewusstsein des Körpers bereits eingeschrieben haben, bevor er die Bühne vor der Kamera betritt.


Joan Fontcuberta
Das Matterhorn ist seit seiner touristischen Entdeckung durch den Alpentourismus des 19. Jahrhunderts stets aus derselben Perspektive fotografiert worden. Die Ansichten von Sehenswürdigkeiten und Landschaften variieren selten. Bereits auf den Reisefotografien des 19. Jahrhunderts sehen sie ganz ähnlich aus wie auf unseren Ansichtskarten. Die Geschwister
Reiss haben in den 1890er Jahren auf ihren Reisen in den Orient, nach Südamerika und Asien eine Sammlung von historischen Fotografien zusammengetragen, die Ausgangspunkt für eine erweiterte Arbeit von Joan Fontcuberta sein wird. In seiner Arbeit Orogenesis nutzt Fontcuberta ein Computerprogramm, das für die Simulation von Landschaften aus Kartenmaterial erfunden wurde. Fontcuberta ersetzt die Karten durch künstlerische Darstellungen von Landschaft und zeigt uns in seinen Bildversuchen Klischeevorstellungen von Landschaft und befragt damit die Aktualität des Genres des Landschaftsbildes.



Totale Erinnerung - Blog 3D

Der Internetblog ist vielleicht die heute populärste Form der Bildersammlung, die auf der Vernetzbarkeit von Daten basiert – „dasselbe“ Bild, „dasselbe“ Video kann immer wieder in unterschiedlichster Weise im Kontext eines weiteren Blogs verwendet werden. Der Blog ist zugleich das globale Bildarchiv einer privaten Interessengemeinschaft. Ganz unterschiedliche Bilder nehmen im Blog ein einheitliches Format an, und es ist das Nacheinander, die visuelle Assoziationskette der Bilder, die seinen Reiz ausmachen. Auf die Vielzahl und Vielfalt der Bilder reagiert der Blog mit ihrer Formatierung. Wir haben die Blogger von vvork eingeladen, eine Bildersammlung als begehbaren, dreidimensionalen Blog im öffentlichen Raum auf dem Alten Meßplatz in Mannheim zu bauen.

LUDWIGSHAFEN
Bilderkrieg
Der Krieg wird hierzulande vor allem durch die Medien vermittelt, auch wenn deutsche Truppen am Kriegsgeschehen beteiligt sind. Der Kriegsberichterstatter zeigt uns stellvertretend Bilder vom Kriegsschauplatz. Aber auch d ie bildjournalistischen Fotografien vom Krieg bilden den Krieg nicht einfach ab, sondern schaffen ein Bild des Krieg es, dessen Logik einem Regelwerk politischer und publizistischer Vorgaben folgt: Von politischen Stellen freigegebene Bilder oder die Bilder des „eingebetteten“ Journalismus zeigen eine gesäuberte Version des Krieges ohne Tote. Gräuelbilder, so etwa eine Regel der Presse, die Susan Sonntag thematisiert, dürfen immer nur den fremden „Anderen“ zeigen. Diese Bildmuster, die von den Medien erzeugt werden, sind Thema verschiedener Künstler, die mit diesen Bildern arbeiten, deren Mechanismen in Frage stellen oder vorführen und so die Bilderpolitik analysieren. Die scheinbare Möglichkeit, alles sehen zu können, provoziert die Frage nach dem, was nicht sichtbar, aber doch über Verweise oder Anspielungen vorhanden ist, oder nach dem, was uns erst gar nicht gezeigt wird, etwa weil es politisch kompromittierend oder geheim ist. Daran schließt sich die Frage nach der Ethik von Bildern an, nach den Regeln dafür, was auf Bildern gezeigt oder nicht gezeigt werden darf.


Bilder sammeln

Fotografen, die sich mit der Lesbarkeit und Ordnung von Bildern beschäftigen, werden zu Bildersammlern. Die Bildarchive die herangezogen werden, sind die privaten Familienalben, die Kunst- und Fotobildbände und die Archive des Internet oder der Nachrichtenmedien. Die unterschiedlichen künstlerischen Zugänge und Ordnungen des Sammelns werden im Mittelpunkt der Ausstellung stehen.






HEIDELBERG


Absenzen
Museumswände ohne Bilder, unheilsschwanger Tatorte ohne Opfer und Indizien, dicht bebaute, hochmoderne Städte ohne Bewohner: Hier geht es um die Präsenz des Abwesenden. Die Bilder des Verschwundenen fragen danach, was in unseren Bildarchiven erinnert und was vergessen wird und damit unsichtbar bleibt. Das Bild ist hier nicht Abbild, sondern Medium einer Abwesenheit, welche den Betrachter auffordert, die Leerstellen mit Bildern zu füllen, die wir in unserem visuellen Bildgedächtnis abgespeichert haben. Eine andere Spielart dieser Durchkreuzung der Gewohnheiten fotografischer Repräsentation liegt in der Darstellung des Undarstellbaren: So zeigen Porträts spiritistischer Sitzungen Dinge, die sich zwar sprachlich bezeichnen, nicht aber bildlich darstellen lassen: Seelen oder Auren.


Materials (Swagger Like Us)

Plattencover prägen musikalische Stile, sind gleichzeitig aber auch Opfer ihrer eigenen Klischees. Seit 2006 stellt die Afroamerikanerin Xaviera Simmons ihre extensive Plattensammlung als Wandinstallation aus. Die ursprünglich als Fotografin ausgebildete Simmons, die auch als DJ tätig ist, konzentriert sich auf Black Pop und Jazz. Die Zusammenstellungen sind eine starke Manifestation der schwarzen Musik, wobei die Motive der Plattenhüllen so verschieden sind wie die Ausdrucksweise der Musik selbst. Für die Halle_02 stellt Simmons eine neue Arbeit “Materials (Swagger Like Us)“ vor, die sich mit dem Thema des Festivals befasst.    
halle_02 Heidelberg

Veröffentlicht in Fotofestival

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